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Meine Lehrzeit im Ausbesserungswerk Lingen

Erinnerungen eines ehemaligen Lehrlings

In späteren Lebensjahren schaut man oft auf sein Leben zurück und stellt fest, was in positiver oder auch in negativer Erinnerung geblieben ist. So auch Ewald Kornol, der 1946 in Freren, nahe Lingen geboren wurde und heute in Bremen lebt.
Uns hat er von seiner Lehrzeit im Eisenbahnausbesserungswerk Lingen erzählt.

Anfang der 60er Jahre begann die Lehrzeit in der Regel im Alter von etwa 14 Jahren nach der achten Schulklasse. Wir lernten, Bewerbungen zu schreiben aber nähere Aufklärung, welche verschiedenen Berufswege uns im Leben offenstanden oder Informationen über konkrete Berufe und Berufsfelder gab es damals kaum.
So war es dann häufig auch eher der soziokulturelle Hintergrund der jeweiligen Familie als die individuellen Talente, die die Berufswahl erheblich beeinflussten und lenkten. Für Kinder aus Akademikerfamilien war es naheliegend und einfacher, eine entsprechende Laufbahn einzuschlagen. Mein Vater jedoch, war Klempner und so sollte auch ich Klempner werden - doch das wollte ich nicht und so habe ich mich heimlich bei der Deutschen Bundesbahn für eine Schlosserlehre beworben.

Nach einiger Zeit wurde ich zu einem Eignungstest eingeladen, der im Anbau des Verwaltungsgebäudes, der Werkschule für den theoretischen Unterrichtsteil, stattfand.
Dieser Test überprüfte logische Denkweise und den schulischen Kenntnisstand. Auch eine Gesundheitskontrolle wurde vorgenommen.
Damals nahmen 50 junge Bewerber an diesem Test teil, von denen 26 eingestellt wurden. Warum ich diesen Test bestanden habe und welche Ergebnisse ich dabei erzielte, habe ich nie erfahren aber ich hatte bestanden – zur großen Freude für mich und meine Familie.

Der Lehrvertrag

Am 25. Februar 1962 wurde der Lehrvertrag von meinen Eltern und dem Werkdirektor Herrn Bundesbahn Oberrat Metzger unterschrieben.
Zu diesem Zeitpunkt war ich noch keine 14 Jahre alt und die größte Sorge meiner Mutter war die Frage, ob es für mich überhaupt einen passenden Arbeitsanzug gibt, denn ich hatte noch eine Kinderkleidergröße, war nur 1,52m groß und damit einer der kleinsten Lehrlinge.
Meine Ausbildung begann am 1. April 1961 und endete am 31. März 1964. Im Ausbildungsvertrag waren meine Eltern auf ihre Pflichten hingewiesen worden wie, mich zu ‚anständigem Benehmen innerhalb und außerhalb des Betriebsgeländes‘ anzuhalten.
Im Tarifvertrag für die Handwerkslehrlinge der Deutschen Bundesbahn waren rechtliche Grundlagen der Ausbildung festgehalten. Die Berufsausbildung wurde erst Ende 1969 durch das Berufsbildungsgesetz geregelt. Der Lehrling bekam zweimal im Monat eine Lohntüte, die folgendermaßen gefüllt war:

  • 1. Lehrjahr: 77,33DM brutto pro Monat
  • 2. Lehrjahr: 105,00DM brutto pro Monat
  • 3. Lehrjahr: 138,00DM brutto pro Monat

Wenn ich an diese Lohntüten zurückdenke, so ist mir eine Geschichte bis heute in lebhafter Erinnerung: an einem Freitag bekam ich meine Lohntüte mit 35,00DM. Ich steckte sie in die Brusttasche meines Hemdes und als ich zuhause war, war sie einfach weg. Dreimal bin ich die drei Kilometer lange Strecke noch abgefahren und habe sie genauestens abgesucht - 35 Mark waren für mich damals sehr viel Geld.
Auch am folgenden Montag hatte ich nur noch Augen für meine verlorene Lohntüte und plötzlich sah ich im Herbstlaub in der Nähe eines Autohauses etwas Gelbes – da lag meine Lohntüte und alles war noch drin. Das war eine Freude!

Alle Lehrlinge waren damals bei der Bundesbahn Versicherungsanstalt renten- und in der Bundesbahn Krankenversicherung krankenversichert - und im Krankheitsfall gab noch einen Kontrollbesuch…
Zudem wurde ich für 20 Mark Mitglied der Eisenbahner Spar- und Darlehenskasse.
Alle Eisenbahner und auch wir Lehrlinge hatten die Möglichkeit, billig mit dem Zug zu fahren. Wir bekamen einige Freifahrtscheine (sogar international) und die sogenannte Pfennigkarte: 1 Kilometer = 1 Pfennig.

Räumliche und personelle Ausstattung der Ausbildungsstätte

Die im Jahr 1939 gebaute Werkstatt beherbergte den 490m² großen Schulungsraum, Aufenthaltsräume, Wasch- und Duschräume, Spinde für die Kleidung und Sanitäranlagen.
Zur Zeit meiner Ausbildung befand sich im Untergeschoss des Anbaues zudem die Tischlerei und Malerwerkstatt des Werkes. Für die Ausbildung der 67 Lehrlinge waren der Herr Bundesbahn Oberrat Metzger und der Ausbildungsleiter Herr Knaack zuständig, in der Lehrwerkstatt unterrichteten Herr Lücke und fünf weitere Lehrgesellen. Der theoretische Unterricht in der Werksschule wurde von dem Werkslehrer Herrn Schmidtalbers geführt.
Im großen Schulungsraum der Lehrwerkstatt konnte man in einem der Schaukästen den sich vierteljährlich ändernden Lehrplan für jeden Lehrling einsehen sowie dessen Aufgabenstellung und Einsatzort, der für jedes Lehrjahr konzipiert war und im angrenzenden Meisterzimmer erstellt wurde.

Seit Entstehung der Lehrlingswerkstatt hatte sich bis zu meiner Ausbildungszeit, abgesehen von moderneren Werkzeugen und Gerätschaften, nur wenig verändert. Die halbe Werkstatt war mit Werkbänken bestückt. Dahinter befand sich ein freier Bereich mit einer mächtigen Richtplatte für größere Arbeiten. Im hinteren Teil war die Zerspanungsabteilung mit Dreh- Fräs- und Hobelbänken untergebracht. Hier wurden unter Aufsicht von Herrn Feldschnieders Dreher ausgebildet.
Auch eine Säulenbohrmaschine und die Arbeitsplätze für Gasschmelz-Schweißen und Lichtbogen-Handschweißen befanden sich hier. Dazwischen lag der Eingang zur Schmiede.
Hinter dem Meisterzimmer war noch die Werkzeugausgabe für die Lehrwerkstatt, die auch von den Lehrlingen betreut wurde, hier konnte man die unterschiedlichen Werkzeuge kennenlernen. Noch zwei Besonderheiten sind zu erwähnen: vorne in der zweiten Bankreihe wurden alle luftbetriebenen Handmaschinen des Ausbesserungswerks repariert und gewartet und am Ende der letzten Bankreihe alle Gasschmelz-Schweißgeräte.
Diese Arbeiten wurden von besonders geschulten und qualifizierten Lehrgesellen durchgeführt und so haben die Lehrlinge auch diese Stationen während der Ausbildung kennengelernt.

Alltägliche Tagesstruktur während der Ausbildung

Jeder Arbeitstag begann mit dem morgendlichen Appell aller Lehrlinge. Allein die Bezeichnung hatte schon diesen preußischen Charakter und auch hatten so manche Sportübungen, die während der Arbeitszeit durchexerziert wurden, mehr mit Schinderei als mit Fitness gemein.
Sie erinnern mich heute an den Geist, den man bei Kerschensteiner nachlesen kann: Bildung in Krieg und Frieden. Verantwortung, Disziplin, Anpassung und Identifikation hatten einen hohen Stellenwert. An jedem Nachmittag nach dem Theorieunterricht fand in der Turnhalle des Eisenbahner-Sportvereins (ESV), die sich bis ins Jahr 2013 Jahre auf dem südlich vom Hauptwerk gelegenen Gelände des ehemaligen Wagenwerks befand, Sportunterricht statt, der von einem Lehrgesellen geführt wurde und zweieinhalb Stunden dauerte, die zur Arbeitszeit zählten.
Heute steht Berufsschulsport unter dem Motto ‚Sport, Spiel und Spaß‘, das wurde früher nicht unbedingt so gesehen. Vielmehr wurde der Sportunterricht auch als disziplinierende Maßnahme benutzt, wenn die Lehrlinge nicht so funktionierten, wie es sein sollte.

Im praktischen Teil der Ausbildung bekam jeder Lehrling einen eigenen Arbeitsplatz, mit Werkzeugen beziehungsweise Marken für die Werkzeugausgabe: Mess- und Anreißwerkzeug, Feilen aller Art, Hämmer, Meißel, Körner, Bügelsäge, Handfeger und Kehrschaufel. Die Höhe des Schraubstocks wurde durch ein Podest angepasst.

Die wöchentliche Arbeitszeit betrug 40 Stunden, davon entfielen 32 Stunden auf den praktischen Teil.
An jedem Donnerstag mussten alle Lehrlinge eine halbe Stunde zum ‚baden‘ ins Waschhaus. Damals gab es in vielen Haushalten noch keine Badezimmer mit Wanne oder Dusche.
Um 7:45 Uhr war Arbeitsbeginn, um 16:15 Uhr Feierabend. Eine fünfzehnminütige Frühstückspause und dreißigminütige Mittagspause unterbrachen einen anstrengenden Arbeitstag.
Das Mittagessen konnte man in der Werkkantine an der Kaiserstraße für wenig Geld einnehmen. Man musste sich allerdings vorher die Essensmarken an der Verkaufsstelle am Kiosk gegenüber besorgen, eine Essensauswahl war möglich. Das Essen wurde subventioniert und war fast immer gut.

Interessenvertretung

Im AW Lingen waren über 90% der Arbeiter in der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) gewerkschaftlich organisiert. Der örtliche Betriebsrat stand über einen lokalen hauptamtlichen Vertreter der Belegschaft stets zur Verfügung.

Im ersten Lehrjahr bekam ich nach einigen Wochen schon - an der Werkbank arbeitend - Besuch vom Betriebsrat. Man agitierte mich (Aufklärung über die Funktion dieser Organisation, Rechte, Schutz), der Gewerkschaft beizutreten und so wurde ich mit erst 14 Jahren Mitglied dieser Arbeitnehmerorganisation - und bin bis heute in der Nachfolge-Organisation EVG.

Im ersten Lehrjahr

Meine erste Aufgabe war es, ein U-Profil aus einem Rohling mit den Maßen 50×50×80mm herzustellen, das auf 30mm Höhe herunter gefeilt und nach einer Zeichnung bearbeitet werden musste. An der einen Seite sollte es eine 60°-Abschrägung und einige Einbuchtungen erhalten. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen und könnte problemlos eine Skizze davon machen, da ich fast drei Wochen daran gearbeitet habe...
Diese erste Aufgabe hatte die Funktion, ein Werkzeug waagerecht führen zu lernen und die verschiedenen Feilenarten (Flachschrupp-, Schlicht-, Feinschlicht-, Vierkant- und Rundfeilen) kennen zu lernen. Zugleich war es eine Einführung in das Lesen und Verstehen technischer Zeichnungen sowie das Erlernen exakten Messens.
Nach der Fertigstellung wurde das Werkstück eingefettet und mit den anderen Stücken, die noch folgen sollten in einer Schublade aufbewahrt. Alle Werkstücke wurden während der Entstehung von einem Lehrgesellen überprüft und bewertet.

Körperlich war die Arbeit sehr anstrengend und ich geriet so manches Mal an meine Grenzen. Auch meine Hände waren schon sehr bald nicht mehr so zart wie vorher - aus dem Kind war ein schwer arbeitender Jugendlicher geworden.
Danach folgte das ‚Meißelstück‘. Meine Hände wurden noch mehr in Mitleidenschaft gezogen. Damit der Vordermann keine Splitter abbekam, musste ein Schutzgitter angebracht werden. Jetzt also hatte ich Kreuz- und Flachmeißel kennengelernt. Ab dem 21. Mai 1961 mussten wir ein Berichtsheft führen und auch technische Zeichnungen erstellen. Der Lehrmeister sah diese Berichte an und bewertete sie. Die Erziehungsberechtigten mussten alles unterschreiben. Meine erste Zeichnung stellte einen Rundstahl dar, der zu einem Vierkant bearbeitet werden sollte.
Es folgte eine genietete Eckverbindung. Dabei lernte ich die Nietwerkzeuge (Döpper, Zieher und Untersatz) kennen. Diese Techniken wurden in späteren Jahren dann durch andere Verfahren ersetzt. Die nächste Aufgabe war eine Kreuzverbindung, die hart gelötet werden sollte. All die dabei erworbenen Kenntnisse kamen bei unterschiedlichsten Werkstücken zur Anwendung. So entstanden Nussknacker, Rechtecklehre, Gewindestück, Schlüsselrohling, Entlüftungsklappen und Nummernschilder für Lokomotiven, Kerzenhalter, Fahrradständer, Werkzeugkästen und vieles andere mehr.

Im zweiten Lehrjahr

Nun mussten alle Lehrlinge einige Bankreihen weiter aufrücken und für das nächste Ausbildungsjahr Platz machen.
Wir bekamen einen neuen Werkstattmeister, Herrn Haarlammert. Er war anders, liberal und aufgeschlossen. Die Ausbildungsmethoden wurden verändert und wir arbeiteten auch mit den Auszubildenden, die bereits im dritten Lehrjahr waren, zusammen.
Im Rahmenlehrplan war dieses Jahr mit verschiedenen Stationen versehen, wo wir die bisher erworbenen Grundfertigkeiten praktisch anwenden konnten, gleichzeitig aber auch neue Techniken erlernten.
Zunächst war eine neue Kellertür für das Öllager zu bauen. Die zweiflügelige Kellertür mit Zarge und Briefkasten fertig zu stellen, war bereits eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die Schweißkenntnisse von meinem Kollegen, der Lehrling im dritten Ausbildungsjahr war, erforderten.

Diese Zusammenarbeit mit Lehrlingen unterschiedlicher Lehrjahre an einem gemeinsamen Projekt hatte den Vorteil, dass der Eine vom Anderen lernen konnte und der Lehrgeselle nur die Endkontrolle machen musste. Fünf Lehrlinge wurden für einen zweiwöchigen Grundkurs in Sachen Sicherheitsbestimmungen geschickt. Zuerst musste die Wasservorlage für das Acetylen, das zentral vom Werk kam, überprüft werden. Täglich!
Man lernte die Auswahl der Schweißbrenner für die Arbeiten und Nahtformen kennen. Die ersten Arbeiten waren Auftragsnähte, danach musste ich Rundstähle zusammenfügen, 4mm V-Naht und thermisches Trennen mit dem Injektor-Brenner folgten.
Zwei meiner Kollegen mussten einen dreiwöchigen Lehrgang absolvieren. Mit einem schweren Schweißgleichrichter wurden die Auftragsnähte, V-Naht, T-Stoß und verschiedene Schweißpostionen ausprobiert und wir wurden in die Schweißstromart eingewiesen.
Noch heute, 58 Jahre später, habe ich diese Fertigkeiten nicht verlernt und kann sie anwenden. Die Einführung in Techniken wie das Hobeln, Fräsen und das Hartlöten mit Silberlot erfolgte durch verschiedene Lehrgesellen, von denen natürlich jeder seine eigenen Methoden hatte und in der Vermittlung von Wissen mal mehr, mal weniger begabt waren.

Wir übernahmen auch die Wartung, Kontrolle und Reparatur von Armaturen, Geräten und Schläuchen des ganzen Ausbesserungswerkes.
Wir erlernten außerdem das Schmieden. Jeweils zu zweit wurde über 14 Tage die Schmiedeausbildung gemacht. Nach der Einweisung am Schmiedefeuer, haben wir einen Bankhaken hergestellt, dann Rohrhaken, Flachmeißel und Kreuzmeißel aus Federstahl, eine Flachzange und zum Abschluss lernten wir das Feuerschweißen.
In der Schmiede war es sehr laut und warm. Die Arbeit mit den schweren Werkzeugen war körperlich sehr anstrengend. Das Schlagen mit dem sieben Kilo schweren Vorschlag- und dem ein Kilo schweren Handhammer waren nochmal etwas ganz Anderes, als die Arbeit am Schraubstock. Ein Amboss mit den Werkzeugen, Gesenk, Abschroter, Spitzstöckel und verschiedensten Zangen, Flachzange, Spießkantenmaulzange, Rundzange gehörten dabei zu den tagtäglichen Arbeitsmaterialien.
Die Arbeit mit den Halbzeugen und die Verformung mit Hilfe des Schmiedefeuers, das Temperaturen von 850°C-1150°C hatte, gehörte damals zur Grundbildung eines jeden Schlossers. Heute gibt es natürlich längst andere Verfahren, die dieses traditionelle Schmieden und die Esse ersetzt haben.

Neben der Ausbildung gab es natürlich auch Tätigkeiten, die wohl jeder Auszubildende kennt. Diese wurden Wochendienst genannt und beinhalteten den Einkauf im Werkskiosk für alle Mitarbeiter und Lehrlinge sowie die Reinigung der Aufenthaltsräume, Gänge und Außenanlagen, was den weniger angenehmen Teil des Wochendienstes darstellte.
Mehr Spaß machte uns da der Einkauf und die Versorgung der Kollegen. Morgens ging man zu zweit zu jedem einzelnen Mitarbeiter um ihn zu fragen, was er denn haben möchte. Man nahm die Bestellung auf, kassierte das Geld und ging dann zum Kiosk. Hier arbeitete Annie, eine sehr nette schwerbehinderte Dame. Sie bediente uns, kontrollierte und machte die Abrechnung. Dann mussten wir die Waren austeilen und das Restgeld an die Mitarbeiter zurückgeben. Nach einer Woche wurden wir abgelöst.

Im dritten Lehrjahr

Zu Beginn des letzten Ausbildungsjahres musste ich vier Wochen lang an der Drehbank arbeiten. Vor dieser Maschine hatte ich bis zuletzt sehr großen Respekt.
Die systematische Ausbildung begann mit dem Längsdrehen, Querdrehen und den verschiedenen Werkzeugen. Weitere Werkstücke waren: Schlauchverbindung, Brennerwagen-Rad, gerändelte Rundkopfschraube und Gewinde.
Die Schneidegeometrie und Schnittgeschwindigkeit sind bis heute in der CNC-Technik für jede Zerspanungsmaschine von großer Bedeutung.
Das eigenständige Arbeiten an verschiedenen Objekten, wie dem Anfertigen von Scharnieren, Schutzvorrichtungen für Ventilatormotoren, Keilriemenschutz, Abdeckplatten, Türen, Hakengeschirr für die Schiebebühnen sind nur einige Beispiele aus dem dritten Jahr. Sie waren stets begleitet von Prüfungen, die der ständigen Kontrolle des Leistungsstands und der Vorbereitung auf die anstehende Abschlussprüfung dienten.

Drei Wochen lang wurde ich auch in der Instandhaltung des Ausbesserungswerkes eingesetzt. Es gab eine Meisterei (M1) für die Instandhaltung sämtlicher Maschinen und Werkzeuge unter der Leitung von Herrn Oberwerkmeister Koopmann.
Dort durften wir mithelfen und lernten so die tägliche Arbeit eines Betriebsschlossers kennen. Es war für uns Lehrlinge sehr interessant, die Arbeiter bei ihrem alltäglichen Tun zu unterstützen.
Hier lernte ich auch Heinrich Bojer kennen, der für die Krananlagen zuständig war und den ich zu seinen Einsatzorten begleitete. Er war ein sehr schweigsamer Mensch und hat nur etwas gesagt, wenn er gut drauf war. Er konnte eine Zigarette mit einer Hand blind in der Hosentasche drehen und brauchte sie nur noch anfeuchten und anzuzünden. ‚Das habe ich gelernt, als das Rauchen verboten wurde‘, erklärte er mir.
Eines Tages - das werde ich nie vergessen - hat er mir bei einem Kontrollbesuch im Maschinenhaus des Kraftwerks das Prinzip der Turbine mit Drehstrom-Generator und dem großen Schwungrad erklärt. Ich frage mich heute, wo dieses imposante Ding geblieben ist.

Weitere drei Wochen verbrachte ich unter der Anleitung von Werkführer Mönnich in der Betreuung baulicher und elektrischer Anlagen. In der ersten Woche mit dem Betriebsklempner, wobei ich mich an die Montage eines Waschbeckens und die Instandsetzung von Versorgungsleitungen erinnere. In der nächsten Woche beim Betriebselektriker, wo Leitungen für einen Kraftstromanschluss verlegt wurden und in der dritten Woche wurden Kabellampen und andere kleine elektrische Handwerkzeugmaschinen unter der Aufsicht und Anleitung des Gesellen repariert.
Diese verschiedenen Stationen im AW Lingen und die Gespräche mit den Arbeitern waren sehr interessant und lehrreich und zugleich bekam ich Einblick in meine zukünftige Tätigkeit mit allem, was auf einen jungen Facharbeiter zukommen konnte.

Die Werksschule

Der Klassenraum der Werksschule für den theoretischen Unterricht bei Herrn Schmidtalbers befand sich im Erdgeschoss des zweigeschossigen Anbaus des Verwaltungsgebäudes. Hier gab es zudem ein Lehrerzimmer, einen Lagerraum für die Lehrmittel und eine kleine Bücherei.
Die für den Unterricht eingesetzten Geräte, ein Epidiaskop, ein Dia-Projektor und ein Filmprojektor waren sehr alt und funktionierten nicht gut. Das vorhandene Kartenmaterial stammte noch aus den Vierzigerjahren und auch die zum Teil selbstgebauten Modelle waren nicht sehr hilfreich. Arbeitsblätter und Vervielfältigungen waren ein großes Problem für die Lehrer. Man kann sich diese Bedingungen heute kaum noch vorstellen. Die hauptsächlichen Medien waren noch immer Tafel und Kreide.
Uns Schülern standen ein Tabellen- und ein Lehrbuch zur Verfügung. Fachkunde, Fachrechnen und Technisches Zeichnen waren die Schwerpunkte. Dann gab es noch Bürgerkunde, was aber nur sporadisch unterrichtet wurde. Der Berufsschulalltag teilte sich in sechs Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten und am Nachmittag den bereits erwähnten Sportunterricht auf.

Der theoretische Teil unserer Ausbildung war (nicht allein räumlich) eng mit der praktischen Arbeit in der, gegenüber liegenden Lehrwerkstatt verbunden und da die technische Zeichnung nach wie vor die Grundlage für jedes anzufertigende Werkstück ist, mussten wir auch unsere Zeichnungen DIN-gerecht selber erstellen, die anschließend in der Werkstatt umgesetzt werden mussten.
Die Normierung umfasste natürlich auch die Beschriftung. Bis heute erinnere ich mich genau daran, was ich zuerst zeichnen sollte: die Normschrift. Schriftart, Höhe, Strichstärke, Strichart und 15° Neigung mussten dabei berücksichtigt werden. Mehrere Stunden lang wurde das geübt. Angefangen mit einem Buchstaben bis zum Text, bis man es konnte.
Dann folgte die Darstellung in drei Ansichten. Unser Lehrer hatte eine Raumecke als Modell ausgewählt und zeigte uns mit einer Lampe die Schattenbildung. So lernte ich die Vorderansicht, Seitenansichten und die Draufsicht kennen.
Jeder Schüler bekam als Modell einen Quader aus Holz und musste ihn im Maßstab 1:1 mit einem Bleistift zeichnen. Hilfslinien und Spiegelachse konnten noch auf dem Zeichenblatt bleiben und im weiteren Unterricht kamen dann nach und nach weitere Modelle (Prismatische Stücke) von höherer Komplexität dazu. Alle Zeichnungen mussten DIN-gerecht bemaßt und mit entsprechendem Schriftbild versehen werden. Auch die gängigen Symbole und Normzeichen lernten wir kennen.

Der heutige Unterricht mit der modernen Computertechnologie hat selbstverständlich ganz andere Möglichkeiten sehr schnell vom Aufmaß, zur Skizze und dann zur technischen Zeichnung zu gelangen. Die Entwicklung dorthin verlief über die 70er Jahren mit den Lochstreifen, hin zu den heutigen CAD-Verfahren am PC.
In jedem Fach wurden zwei Klassenarbeiten pro Halbjahr geschrieben und benotet. Unsere Zeugnisse mussten dem Lehrmeister und den Erziehungsberechtigten vorgelegt und unterzeichnet werden.

Der Zusatzunterricht durch Werksangestellte

Alle Auszubildenden erhielten während ihrer Arbeitszeit zweieinhalb Stunden theoretischen Unterricht. In diesem konnten wir unser Berichtsheft mit der Zeichnung, den Arbeitsschritten und den Zeiten führen.
An manchen Tagen hat der Lehrmeister, der Lehrgeselle oder ein anderer Mitarbeiter aus dem Betrieb den Unterricht gestaltet. Auch der Betriebsrat hat vor einer Wahl den Lehrlingen das Betriebsverfassungsgesetz und das Personalvertretungsgesetz im Beisein des Jugendvertreters erklärt.
Ein technischer Mitarbeiter aus der Verwaltung hat uns beispielsweise über die Struktur des Werkes aufgeklärt. Vom Werkdirektor über die Abteilungsleiter, Meistereien bis zur Kolonne verlief die Hierarchie. Auch wurden uns die verschiedenen Lokomotivtypen vorgestellt: Baureihe, Bauart, Baujahr und deren Untersuchungen von ‚L0‘ bis ‚L3‘, die alle 4 Jahre oder nach dem Erreichen einer bestimmten Laufleistung fällig waren. Hatte beispielsweise eine Lokomotive der Baureihe 01 eine Laufleistung von 320.000km plus 20% erreicht, so musste sie zur Untersuchung ins Ausbesserungswerk.

An einen besonderen Vortrag über die Leistung einer Dampflokomotive von einem sehr kompetenten Mitarbeiter aus der Technischen Abteilung kann ich mich bis heute gut erinnern: er hat den äußerst komplizierten Vorgang von der Dampferzeugung bis zur Kraftübertragung am Zughaken in beeindruckender Weise vorgerechnet.
Am Beispiel der Lokomotive 01 046 hat er in eindrucksvoller Weise den komplexen Vorgang didaktisch so reduziert, dass wir es verstanden. Er war quasi der Peter Lustig der 60er Jahre.
Die Problemstellung las sich in etwa wie folgt: die Lokomotive wiegt über 100t und konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 130km/h erreichen, die Radreifen hatten einen Durchmesser von zwei Metern. Die Maschine hatte eine Leistung von 2.400PS, aber nur einen Wirkungsgrad von 10-15%. Der Kesseldruck liegt bei 16bar, der Kolbendurchmesser beträgt 650mm et cetera.
Anhand dieser Angaben die auftretenden Kräfte zu ermitteln, ist bis heute noch eine Herausforderung für jeden MINT-Studenten (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik).
Die physikalischen Kräfte, Druck und Kraft und noch andere Faktoren so konkret an einem Beispiel bei der Deutschen Bundesbahn zu erleben, hat mein Interesse an der Technik geweckt.

Natürlich gibt es heute im digitalen Zeitalter andere Methoden der Kraftmessung, wie DMS-Streifen oder auch reale Schleppversuche aber dennoch sind bestimmte mathematische und physikalische Erkenntnisse stets gültig und eine Grundvoraussetzung für das Verständnis physikalischer Gesetze, die natürlich immer gültig sind.

Weihnachtsarbeit

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit durfte jeder Lehrling eine mehrtägige Weihnachtsarbeit ausführen. Der Betrieb stellte alle Materialien dafür kostenlos zur Verfügung.
Meine erste Weihnachtsarbeit war ein Aschenbecher-Set für das Wohnzimmer nach eigenem Entwurf. Das war eine spannende Sache, bei der natürlich auch Kreativität gefragt war.
Im Jahr darauf habe ich eine Wanddekoration mit Kranichen geschmiedet. Auch gab es in einem Schaukasten eine Menge Anregungen. So wurden dort beispielsweise eine Wanduhr und viele andere Anschauungsstücke gezeigt.

Lehrlingsausflüge

Während meiner Ausbildungszeit wurden einige Ausflüge unternommen. Die erste gemeinsame Reise meiner Lehrlingsgruppe in Begleitung von Lehrgesellen und des Ausbildungsleiters führte uns zum Hermannsdenkmal mit einem anschließenden Besuch der Externsteine.
Die zweite Fahrt führte uns nach Münster. Auf dem Programm stand ein Stadtrundgang mit Besuch des Rathauses und des Friedenssaals. Der Reiseleiter bekam den von mir gefertigten Nussknacker als Dankeschön überreicht. Da standen mir, offen gesagt, die Tränen in den Augen, denn ich wollte ihn gerne behalten. Es steckte so viel Arbeit und Liebe darin und gefragt hatte mich ja auch keiner…
Danach bekamen wir ein Mittagessen in der Betriebskantine der Bundesbahndetektion Münster. Dieses mächtige Gebäude kann man noch heute sehen, wenn man mit dem Zug nach Münster fährt.
Dann kam der Höhepunkt des Ausfluges: mein erster Besuch in einem richtigen Theater. Ein unvergessliches Erlebnis. Wir sahen die Operette ‚Der Zigeunerbaron‘ von Johann Strauss. Dieser Theaterbesuch war für mich ein Schlüsselerlebnis in eine andere Welt. Für mich hatte es bis dahin nur Kino und das Fernsehen gegeben und noch heute ist mir die Liedzeile ‚das Schreiben und das Lesen, ist nie mein Sach‘ gewesen, denn schon von Kindes Beinen, befasst‘ ich mich mit Schweinen‘ aus dem Zigeunerbaron im Gedächtnis geblieben. An diesem Tag kehrten wir erst mit dem letzten Zug nach Lingen zurück.

Die dritte Reise war dann schon zwei Tage lang - mit Übernachtung in der Jugendherberge in Altena im Sauerland. Am ersten Tag haben wir die Dortmund-Herder-Hüttenunion besichtigt.
Den Hochofen und den Abstich konnten wir hautnah miterleben. Man zeigte uns die verschiedenen Veredelungsverfahren. Den Elektro-Ofen und das Blockwalzwerk unter kompetenter Führung.
Eine solche Besichtigung kann selbst ein guter Lehrfilm nicht leisten und auch in meinen späteren Jahren, im Stahlwerk Bremen, kam ich nie wieder so nah an die Roheisen- und Stahlproduktion heran, da die meisten Anlagen heute aus Umweltgründen gut verkleidet sind.
Am Folgetag ging es dann mit dem Boot auf den Stausee.
Die letzte gemeinsame Reise war dann ein weiterer vorweihnachtlicher Theaterbesuch in Münster. Das war zugleich der Abschluss der zusätzlichen Kultur- und Bildungsveranstaltungen während der praktischen Lehrzeit.

Die Abschlussprüfung

Natürlich sagt eine Prüfung nichts über den Menschen insgesamt aus, sondern gibt nur das wieder, was die Prüfungsaufgaben verlangen.
Ich habe in meinem Leben so viele Prüfungen abgenommen, junge Menschen beurteilt und habe mich auch selber vielen Prüfungen unterziehen müssen. Mein Gesellenbrief war die Voraussetzung für den zweiten Bildungsweg, die Noten waren nicht entscheidend.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen sahen einen Prüfungsausschuss vor. Dieser Prüfungsausschuss bestand aus dem Vorsitzenden, Herrn Bundesbahn Oberrat Metzger, Ausbildungsleiter Knaack, Berufsschullehrer Schmidtalbers, Lehrmeister Haarlammert und dem Betriebsratvorsitzenden Adam. Die Prüfung dauerte eine Woche, wovon der praktische Teil drei und der theoretische Teil zwei Tage beanspruchte.

Praktischer Teil

Mein Prüfungsstück war ein beidseitiges Windeisen mit Schwalbenschwanzführung, das in einer bestimmten Zeit angefertigt werden musste.
Wir bekamen eine Zeichnung mit den schon vorgefertigten Halbzeugen, wie die beiden gedrehten Handgriffe, der Stellschraube und dem Mittelteil. Die entscheidende Frage war, an welcher Stelle das Prüfungsstück gemessen würde und das wussten wir vorher nicht. Bei dieser Prüfung bekamen wir Unterstützung durch alle Lehrgesellen und zwei andere Lehrlinge.
In der Woche nach der Prüfung wurde dann das Prüfungsstück ausgewertet und mit Punkten und Note versehen.

Am Mittwoch baten der Lehrmeister und Lehrgeselle mich ins Meisterbüro und sagten ‚Was hast du mit deinem Gesellenstück gemacht?‘ Mir ist das Herz in die Hose gesackt. ‚Was ist damit?‘ fragte ich ‚Beruhige dich, du hast das beste Prüfungsstück angefertigt, es ist mit 1,6 bewertet worden. Wir haben zweimal gemessen, ob es nicht doch ein 'sehr gut' werden kann, aber ein 'gut' ist auch ein schönes Ergebnis. Wir gratulieren Dir und erzählen es nicht den anderen Lehrlingen, das ist das Prüfungsgeheimnis.‘ - das Prüfungsgeheimnis ist bis heute umstritten, insbesondere bei Plagiatsvorwürfen.

Theoretischer Teil

An zwei Tagen wurden wir in den Fächern Fachkunde, Fachrechnen, Fachzeichnen, Gemeinschaftskunde, Wirtschaftskunde und Deutsch geprüft, die eine Gesamtnote für das Prüfungszeugnis ergaben und als Einzelnoten im Abschlusszeugnis standen. Ich habe diese Prüfung mit 'befriedigend' bestanden.

Am Ende unserer Ausbildung wurden wir im festlichen Rahmen in der Werkskantine im Beisein aller Auszubildenden und Ausbilder, freigesprochen.

Der Weg ins Arbeitsleben

Alle Lehrlinge, die die Prüfung bestanden hatten, konnten bei der Bundesbahn bleiben und wurden mit einem neuen Arbeitsvertrag übernommen.
Jedoch nicht alle Lehrlinge wollten Eisenbahner werden. Manche hatten andere Vorstellungen und andere Lebensperspektiven, wie zum Beispiel noch einen anderen Beruf zu erlernen oder eine direkte Weiterqualifikation anzuschließen. Am 1.April 1964 habe ich in Anwesenheit meiner Eltern, da ich noch immer nicht volljährig war, den Arbeitsvertrag als ständiger Arbeiter unterschrieben und war somit vollbeschäftigt.

Die Bezahlung regelte der Tarifvertrag der Deutschen Bundesbahn für Arbeiter. Auch die Krankenversorgung war hier festgeschrieben. Bis zum achtzehnten Lebensjahr bekam ich brutto 522,00DM im Monat, also 25% weniger als ältere Gesellen. Danach habe ich 695,00DM brutto verdient. Das war gutes Geld in der damaligen Zeit und es gab auch noch andere zusätzliche Annehmlichkeiten wie die Freifahrtscheine. In meinem Freundeskreis war ich damit zu jener Zeit schon privilegiert, was das Finanzielle betraf.

Nun begann also die reguläre Arbeit im Ausbesserungswerk. Der Meister Herr Adam holte mich in der Verwaltung ab. Ich wurde Mitarbeiter in der Meisterei M34 und kam in die fünfzehnköpfige Blechkolonne, die für alle Blecharbeiten an den Dampflokomotiven, vom Stehkessel, Langkessel und deren Isolierung und die Wartung der Luftbehälter, zuständig war.
Ich war der Jüngste und musste am nächsten Tag erst mal den Einstand ausgeben: einen Liter Schnaps und Frühstück, heiße Würstchen und Weißbrot. Die Würstchen wurden mit dem Schweißbrenner in einem Topf warm gemacht und ich, besonders als Mitglied der Eisenbahnergewerkschaft, wurde sehr freundlich in diese kleine Familie aufgenommen.

Einmal Eisenbahner immer Eisenbahner

Was ist aus den damaligen Lehrlingen nach all den Jahrzehnten geworden?
Heute kann man beim Berufsbildungsinstitut (BIB) Sozialisationsprozesse und Zahlen nachlesen.
Die Zahlen in den Industriebetrieben sehen ungefähr so aus: 45% verbleiben im erlernten Beruf, 43% in verwandten Berufen und 11% sind Berufswechsler. Aus meinem Jahrgang hatte einer einen Bauernhof übernommen und konnte dank seiner hervorragenden Ausbildung seine Landmaschinen selbst reparieren, zwei wurden Lokführer, drei sind, wie ich, Ingenieure geworden und drei haben den Beruf gewechselt.

In den 90er Jahren bei meinem letzten Besuch im Ausbesserungswerk bin ich noch einigen ehemaligen Kollegen, die noch immer dort arbeiteten, begegnet. Deren Arbeit war inzwischen aber nicht mehr so, wie ich es kannte. Es waren, wie Bernhard Rehring es in seinem Buch ‚Das Ausbesserungswerk Lingen‘ beschreibt, andere Aufgaben und andere Orte.
Vor einigen Jahren bin ich dann am 50. Jahrestag meiner Schulentlassung noch einem Kollegen begegnet, der wie ich diese Ausbildung durchlaufen hat. Kurz vor dem Renteneintritt hat er mir seine berufliche Laufbahn noch einmal geschildert und wie er die Umstellung von der Dampflok- auf die Güterwageninstandsetzung im Lingener Ausbesserungswerk erlebt hatte, bis auch diese Nutzung im Jahr 1983 auslief.

Wenn ich heute mit beinah 80 Jahren auf all die Jahrzehnte zurückblicke, bin ich sehr dankbar für meine solide, wenn auch harte Ausbildung und all die Fertigkeiten, die ich damals erlernt habe und auch dankbar für all die Menschen, die sie mir vermittelt haben während meiner Lehrzeit im Eisenbahnausbesserungswerk Lingen.

Ewald Kornol, Maschinenbauingenieur

EAW Lingen:
1856-1996
Max. Belegschaft 1919:
2.287 Personen
Grundfläche:
ca. 56.000m² / 5,6ha
Davon bebaut:
ca. 29.700m² / 2,97ha
Davon Freiflächen:
ca. 26.300m² / 2,63ha
Max. Abmessungen:
ca. 140 x 490m
Heutige Nutzungen:
Fachhochschule Osnabrück, Medien, Wirtschaft, Kunst, Öffentliche Verkehrsflächen